Was ist LiFE?

Das LiFE Programm für mehr Aktivität und weniger Stürze

Das LiFE-Programm verfolgt das Ziel, ältere Menschen dabei zu unterstützen, sich im Alltag nicht nur mehr, sondern auch sicher zu bewegen und einen aktiven Lebensstil zu führen.

Die LiFE Übungen tragen dazu bei, dass Senior:innen...

• … das Gehen (wieder) leichter fällt und der Gang sicherer wird,
• … Aktivitäten des täglichen Lebens leichter fallen,
• … möglichst lange ihren Hobbies und Vereinsaktivitäten nachgehen können und das Besuchen von Verwandten und Freunden länger möglich bleibt,
• … länger selbstständig leben können,
• … ein niedrigeres Sturzrisiko haben,
• … Ihren Alltag aktiver gestalten können und ihr Wohlbefinden steigt.

Kern der Innovation

Das Programm zielt darauf ab, den Lebensstil so zu verändern, dass während der Ausführung wiederkehrender, täglicher Aktivitäten Kraft und Gleichgewicht effektiv trainiert werden. Der Kern des LiFE-Programms ist der Aufbau neuer, aktiverer Verhaltensmuster. Bis diese zur Gewohnheit werden, bedarf es Planung und vor allem stetige Übung.

Wenn die LiFE-Alltagsübungen aber erst einmal zur Gewohnheit geworden sind und man gar nicht mehr über deren Ausführung nachdenken muss, ist die langfristige Aufrechterhaltung mit hoher Wahrscheinlichkeit gewährleistet. Schaffen wir es, einen aktiven Lebensstil im Sinne des LiFE Programms in unserem Autopiloten systematisch zu integrieren, können Kraft und Gleichgewicht im Alltag trainiert und die körperliche Funktionsfähigkeit ganz nebenbei aufrechterhalten werden.

Als Teilnehmende:r gilt es, die verschiedenen Methoden und Prinzipien des Programms kennenzulernen. Beides wird im Rahmen des individuellen (iLiFE) und des LiFE-Gruppenprogramms (gLiFE) unter der Aufsicht von Ihnen als speziell geschulte Trainern:innen vermittelt.

Viele Informationen sind neu und anders als bei strukturierten Übungsprogrammen. Bereits bestehende Interventionen sind meistens auf standardisierten Aufgaben aufgebaut, welche keine nachhaltigen bzw. Verhaltensveränderungen mit sich bringen (Bauman, Merom, Bull, Buchner, & Singh, 2016). Diese Übungen zeigten zwar kurzzeitige, aber keine langzeitig anhaltenden Wirkungen. Auch Hindernisse wie Kosten, Kurszeiten und Transportprobleme limitieren die meisten bisherigen Programme. Das LiFE Programm setzt hier an und überwindet genau diese Grenzen, indem es immer und überall durchgeführt werden kann. All dies gilt es schrittweise und klar strukturiert zu vermitteln und sich dem individuellen Lerntempo der Teilnehmenden anzupassen. Zur Unterstützung der Trainer:innen und Therapeut:innen wird genau diese Vorgehensweise ausführlich, verständlich und detailliert in den Trainer:innen-Manuals vermittelt.

Die Säulen des LiFE Programms

Individuell angepasste Übungen

Das LiFE-Programm besteht aus den drei Übungskomponenten: Gleichgewicht (z.B. Einbeinstand), Kraft (z.B. Kniebeuge) und Körperliche Aktivität (z.B. Spazieren gehen). Alle Übungen werden über einfache und verständliche Prinzipien durch speziell ausgebildete Trainer:innen vermittelt. Die Ausführung und der Schwierigkeitsgrad der Übungen werden dabei individuell an die Fähigkeiten der einzelnen Teilnehmer:innen und an die jeweiligen Gegebenheiten im eigenen Zuhause angepasst. Alle Übungen werden so maßgeschneidert, dass sie in die persönliche Alltagsroutine passen und somit im Laufe des Tages mehrmals wiederholt werden können.

Die Übungsprinzipien des LiFE Programms

Es gibt für die Gleichgewichts- und Kraftübungen einige grundlegende Prinzipien, die im Laufe des Programms immer wieder aufgegriffen werden. Ziel ist es, die Prinzipien so zu verinnerlichen und selbst anzuwenden, dass die Teilnehmenden Ihr Training individuell an Ihre Fähigkeiten und Bedürfnisse anpassen und sich angemessen fordern können, ohne sich dabei zu überlasten.

Um im Gleichgewicht zu bleiben, wenn wir uns bewegen, muss das Gehirn gleichzeitig zahlreiche Informationen von Muskeln, Gelenken und Sinnesorganen verarbeiten. Wir können das Gleichgewicht mit Übungsprinzipien trainieren, indem wir zum Beispiel die Unterstützungsfläche verkleinern, das Gewicht bis an die Grenzen der Stabilität verlagern oder über Gegenstände steigen.

Für den Muskelaufbau nutzt das LiFE Programm vorwiegend das eigene Körpergewicht und Alltagsgegenstände. Eine verbesserte Kraft in den Fußgelenken, Oberschenkeln und Hüften führt dazu, dass alltägliche Aktivitäten wie Gehen, Treppensteigen oder von einem Stuhl aufstehen leichter fallen. Die Übungen beruhen, genauso wie die Gleichgewichtsübungen, auf speziellen Prinzipien. Diese sind z.B. Bewegungen häufiger, langsamer, mit Zusatzgewicht oder mit größerem Bewegungsradius durchzuführen.

Langfristige Erfolge durch Verhaltensmodifikation

Gewohnheiten sind Prozesse, in denen kontextuelle Reize einen Verhaltensimpuls triggern (Gardner, 2015). Gewohnheiten haben den Vorteil, dass sie, einmal aufgebaut, ohne Motivation und automatisch funktionieren. Das menschliche Gehirn spart sich damit Ressourcen, die für andere wichtige Entscheidungen und für die Verhaltensregulation verwendet werden können. Aus diesem Grund sind Gewohnheiten so „hartnäckig“ und ein immer beliebteres Ziel für Verhaltensinterventionen. Die Identifikation von sogenannten Schlüsselreizen und die Koppelung der LiFE Übungen an diese ist entscheidend für die erfolgreiche Bildung neuer Bewegungsgewohnheiten. Schlüsselreize können Situationen (situationsbezogene Schlüsselreize) oder Gegenstände (objektbezogene Schlüsselreize) sein, welche uns an die Ausführung der LiFE-Übungen erinnern. Dies können Wartesituationen sein, wie beispielsweise in der Küche, an der Bahn/Bushaltestelle usw., oder bekannte Gegenstände wie die Zahnbürste sein.

Dabei können sogenannte „Wenn-dann-Pläne“ (Gollwitzer, 1999) helfen, in denen der Kontext oder die Situation direkt mit der jeweiligen LiFE-Übung verknüpft werden. Der Wenn-Dann Satz für das obige Beispiel würde lauten:

„Wenn ich meine Zähne morgens und abends putze, dann übe ich den Einbeinstand“.

Der Plan ist also eine Brücke bis zu dem Zeitpunkt, an dem der Kontext allein den Verhaltensimpuls auslöst. Je genauer die Teilnehmenden die gewünschte Übung in ihrem Arbeitsbuch beschreiben, desto besser. Das LiFE Programm beinhaltet noch andere Aspekte, die die Teilnehmenden bei einer langfristigen Aufrechterhaltung der Übungen unterstützen sollen. So werden zum Beispiel Strategien besprochen, mit aufkommenden Hindernissen umzugehen. Jede der sieben LiFE-Einheiten beinhaltet eine kurze Einheit zur Verhaltensänderung, die gemeinsam mit den Teilnehmenden erarbeitet wird.

Umsetzung von LiFE

Ihre Aufgaben als iLiFE-Trainer:in

Für Sie als Trainer:in ist es bedeutend, das LiFE Programm schrittweise und klar strukturiert zu vermitteln und sich dem individuellen Lerntempo der Teilnehmenden anzupassen. Für die Teilnehmenden geht es darum, die erlernten Übungen und Pläne sukzessive in den Alltag zu integrieren. Dies ist ein kreativer Prozess, der einer umfassenden Unterstützung durch Sie als Trainer:in bedarf. Sobald Teilnehmende im Alltag die Wirkung der Übungen wahrnehmen und ihren Zielen näher kommen, steigert das die Motivation, und nicht selten verkünden und demonstrieren Teilnehmer nach einigen Wochen stolz ihre erreichten motorischen Fortschritte.

Sie als iLiFE-Trainer:in machen sich eben diese, in diesem Fall – anders als beim gLiFE-Programm – ganz persönliche und individuelle Betreuung zur Aufgabe. Sie besuchen Ihre Teilnehmenden und helfen ihnen ganz spezifischen das LiFE Programm in ihrem Zuhause umsetzen zu lernen. Durch Telefontermine können sie die Entwicklung und die aktuelle Lage der Teilnehmenden jederzeit mit- und nachverfolgen. Durch die individuelle Vermittlung können Sie eine ganz persönliche Verbindungen zu Ihren Teilnehmenden aufbauen und Sie optimal bei ihrem Prozess begleiten.

Das iLiFE-Trainer:innen-Manual wird Ihnen hierbei einen umfassenden Einblick in die Inhalte, Abläufe und Hintergründe von LiFE vermitteln, welche die erfolgreiche Umsetzung des Programms bedingen. Für das Verständnis der Übungen ist es zudem notwendig, dass Sie das LiFE Teilnehmerhandbuch lesen. Dort sind alle Übungen in Form von Texten detailliert erklärt und mit Bildern illustriert. Am NAR (Netzwerk Altersforschung in Heidelberg) und Robert-Bosch-Krankenhaus werden zudem Workshops zur Fortbildung in LiFE abgehalten.

Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei der individuellen Vermittlung des iLiFE Programms.

Ihre Aufgaben als gLiFE-Trainer:in

Als gLiFE Trainer:in gelten die gleichen Grundsätze wie beim iLiFE-Programm. Das Programm soll klar strukturiert und angepasst an das Lerntempo der Teilnehmenden sein. Die Übungen sollen ganz gezielt in den Alltag der Senior:innen integriert werden. Genau diese Umsetzung muss entsprechend von Ihnen unterstützt werden. Ebenso sind Sie ausschlaggebend für die Motivation und dadurch auch den Umsetzungswillen der Teilnehmenden, welche den Erfolg des Programms bedingen. Der große Unterschied zum iLiFE-Programm ist, dass Sie hierbei nicht 1 zu 1 individuell arbeiten, sondern eine ganze Gruppe von 8-12 Senior:innen betreuen und zeitgleich durch das Programm führen. Hier ist es besonders wichtig alle Senior:innen bei ihrem aktuellen Stand abzuholen und so gut wie möglich innerhalb des Kurses die individuellen Kompetenzen zu trainieren. Durch die Gruppenvermittlung entsteht ein familiäres Miteinander, was Spaß und Freude garantiert und von den Teilnehmenden also sehr angenehm und motivierend empfunden wird.

Prinzipien, Methoden und Strategien zur optimalen individuellen Vermittlung des LiFE-Programms innerhalb einer größeren Gruppe gibt Ihnen das gLiFE Trainer:innen-Manual an die Hand. Es dient als Grundlage für die Durchführung der Gruppeneinheiten und liefert einen Überblick sowie detaillierte Informationen über die zu vermittelnden Inhalte im Rahmen der einzelnen gLiFE Einheiten.

Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei der Gruppenvermittlung des iLiFE Programms.

LiFE im Fernsehen 

Laut Weltgesundheitsorganisation WHO sterben jährlich über 680.000 Menschen an Stürzen. 20-30 % der älteren Erwachsenen (≥ 65 Jahre) erfahren bei ihren Stürzen mäßig bis schwere Verletzungen mit einer zunehmenden Prävalenz mit dem Alter (WHO, 2021). Bei wenig Bewegung sind auch junge Menschen gefährdet. LiFE ermöglicht den Schutz vor und die Rehabilitation nach Stürzen. Diesbezüglich ist auch das öffentliche Fernsehen auf uns aufmerksam geworden. Zusammen mit dem SWR wurden die folgenden zwei SWR>>WISSEN Beiträge über unser LiFE Programm gedreht:

LiFE im Verein

LiFE-Gruppenkurs mit dem TSV-Oftersheim

Ein erfolgreicher LiFE-Gruppenkurs (gLiFE) lief ganz aktuell zusammen mit dem TSV Oftersheim im schönen AWO-Café. 10-12 Teilnehmer:innen bewegten sich für 10 Wochen einmal pro Woche gemeinsam und besprachen und diskutierten ihre Fortschritte. Auch Hindernisse, die vielleicht bei der Umsetzung mal aufkommen können, wurden gemeinsam besprochen. Die Kurse wurden mit viel Spaß, einer guten Struktur und nachhaltiger Verhaltensänderung beschrieben:

"Das war ein guter systematischer Aufbau. Dass man mit dem einfachsten angefangen hat […] das war alles eine logische Reihenfolge. Ich habe mich in der Gruppe auch sehr sicher gefühlt. Es war gut, beide Trainer an seiner Seite zu haben.” (weiblich, 73 Jahre)

“[…] die Verknüpfung von Theorie und Praxis fand ich immer gut bei den einzelnen Sitzungen, ja das auch der theoretische Teil mit der Praxis verbunden wurde […] Der Inhalt war sehr passend für unser Alter.” (weiblich, 68 Jahre)

Auch für die Trainer:innen und Therapeut:innen war der Kurs eine gelungene Aufgabe. Sowohl an der konsequent hohen Anzahl an Teilnehmenden, als auch an der Atmosphäre im Kurs ließ sich die Wirksamkeit des Programms erkennen. Ein freudiger Austausch, viele lachende Gesichter und natürlich viel Bewegung sind die Grundlage dieses Programms. Eine der beiden Trainer:innen sagte am Ende:

"Das LiFE-Programm in Oftersheim umzusetzen, war ein voller Erfolg! Die Fortschritte der Teilnehmer:innen nach ein paar Wochen waren unverkennbar. Es hat sich eine ganz besondere Gruppendynamik entwickelt - es wurde gelacht, geübt und über Probleme, die der Alltag mit sich bringt ausgetauscht. Es war mehr als nur ein Trainingsprogramm." (Trainerin, 24 Jahre)

Informationsmaterial

Nachfolgend finden Sie weitere verschiedenste Materialien, welche Ihnen noch mehr zusätzliche Informationen zu unserem LiFE-Programm liefern. Alle veröffentlichten Dokumente, wie Zeitschriftenartikel, Kongressbeiträge usw., sind für Sie unter Veröffentlichungen ausführlich aufgelistet und verlinkt.

Schulungen für Trainer:innen und Therapeut:innen

Um das LiFE-Gruppenprogramm für möglichst viele Menschen zugänglich zu machen, möchten wir Trainer:innen und Therapeut:innen für unser Programm gewinnen. Hier finden Sie demnächst alle LiFE-Trainer:innen-Kurse, in denen Sie die Vermittlung des LiFE-Programms in einer Gruppe erlernen. Unterstützen Sie Ihre Teilnehmer:innen dabei, ihre Mobilität und Lebensqualität mit den LiFE-Übungen zu erhalten.

Sobald unsere neuen Schulungsangebote feststehen werden Sie hier die entsprechende Übersicht mit direkten Anmeldemöglichkeiten finden.

Weiterstöbern?

Sie interessieren Sie sich jetzt auch besonders für die wissenschaftlichen Details? Oder Sie möchten wissen, wer hinter dem LiFE Programm steckt? Vielleicht möchten Sie sich auch in Ihre zukünftigen Teilnehmer:innen hineinversetzen oder diese besser informieren können? Wir laden Sie herzliche ein, weiter durch unsere Website zu stöbern, um sich noch mehr Einblicke in unser Programm einzuholen.

Schreiben Sie uns bei Fragen und Anregungen gerne über das Kontaktformular. Wir freuen uns von Ihnen zu hören!